Boden und Technik

Der Arbeitskreis Boden & Technik beschäftigt sich mit der Entwicklung und Erprobung standortsgemäßer, schonender und Kosten sparender Verfahren der Bodenbearbeitung. Dabei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der über einzelne landtechnische Methoden und ackerbauliche Probleme hinausgeht. Der Boden und seine Pflege durch den Landwirt wird vielmehr als Teil des Natur- und Betriebsorganismus angesehen. In diesem Sinne arbeiten wir an einer vertieften Kenntnis des Bodens als Naturkörper und der in ihm ablaufenden Prozesse. Hier verbindet sich die Tätigkeit mit der des Arbeitskreises Standortsphysiologie.

Wie ein standortsgemäßes Bodenbewirtschaftungssystem aussehen kann, zeigen die traditionellen Feldtage auf dem Betrieb Wenz in der Oberrheinebene. Sie finden jährlich im Juni statt. Die Berichte zu Feldtagen früherer Jahre wurden in den Zeitschriften Ökologie & Landbau 1/2004 und Lebendige Erde 1/2006 veröffentlicht.

Michael Weiß


PUBLIKATIONEN

Auf einem viehlosen Betrieb im Oberrheintal wird der Boden seit 1981 pfluglos bewirtschaftet, wobei die Direktsaat von Getreide in Weißkleebestände eine große Rolle spielt. Auf einem Feldtag der BTQ präsentierten die beiden beteiligten Landwirte den Stand ihrer Arbeit.
Michael Weiß

Im Zentrum der traditionellen Feldtage der BTQ, im Juni auf dem Hof von Manfred und Friedrich Wenz bei Lahr standen Ergebnisse der reduzierten und damit Kosten sparenden Bodenbearbeitung im Öko-Landbau sowie die dazu gehörende Technik.
Michael Weiß


ZWISCHENFRUCHTANBAU IN TROCKENGEBIETEN

Ackerbau regional
Im sommertrockenen Mainfranken ist die Begründung von Zwischenfruchtbeständen oft problematisch. Ihr Gelingen ist für Marktfruchtbetriebe jedoch ein wichtiger Baustein einer ausgewogenen Fruchtfolge und günstiger Bodenentwicklung. Der Einfluss unterschiedlicher Bodenbearbeitungs- und Saattechniken konnte auf einem Feldtag der Gesellschaft für Boden, Technik und Qualität (BTQ) gezeigt werden.

Mit der Ausweitung des ökologischen Landbaus steigt auch die Zahl der Betriebe, die vom klassischen Typ des Futterbau- oder Gemischtbetriebes deutlich abweichen. In den auf intensiven Ackerbau ausgerichteten Regionen mit häufig geringer oder fehlender Viehhaltung sind die bisher entwickelten Strategien zur Erreichung hoher und sicherer Erträge, wie z. B. regelmäßiger Kleegrasanbau gekoppelt mit einem weitgehend geschlossenen Betriebskreislauf, nur begrenzt anwendbar (Schmidt 2004). Zentrale Probleme sind die Stickstoff- und Humusversorgung sowie die Eindämmung der Unkräuter und Ungräser durch Schaffung einer guten Bodengare ohne aufwändige direkte Bekämpfungsmaßnahmen. Als Lösungsansätze werden z. B. die Erhöhung des Grünbracheanteils in der Fruchtfolge, Düngemittelzukauf oder die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch betriebsinterne Verbesserungen bei der Gründüngung oder der Bodenbearbeitung diskutiert.

Vielfältiger Ackerbau und wechselnde Böden
Auch Dietmar May aus Junkershausen (etwa 70 km nordöstlich von Würzburg) ist mit seinem derzeitigen Bodenbearbeitungssystem noch nicht zufrieden. Auf seinem 75 Hektar großen Naturlandbetrieb mit 16 Zuchtsauen baut er neben Getreide, Erbsen und Zuckerrüben, auch Möhren und Kartoffeln für die Direktvermarktung an. Heuer probiert er erstmals den Anbau von Leindotter zur Biodieselerzeugung als Untersaat in Erbsen aus. Nach der Getreideernte bestellt er 30 Hektar mit Zwischenfrüchten, um den Boden möglichst lange im Jahr bewachsen und aktiv zu halten. Daneben nutzt er diese Zeit für den pfluglosen Umbruch der Grünbracheflächen und natürlich für eine intensive Stoppelbearbeitung. Um das alles leisten zu können, benötigt er ein ausreichend schlagkräftiges, sicheres und kostengünstiges Verfahren.

In dem im Regenschatten der Rhön gelegenen Grabfeld ist das Hauptproblem bei Jahresniederschlägen von 630 mm ein mangelnder Feldaufgang der Saaten. Das gilt besonders für die tonreichen Keuperverwitterungs- (Pelosol) und die flachgründigen Muschelkalkböden (Rendzina). Durch die Lage des Grabfelds am Nordostrand der Schwäbisch-Fränkischen Gäulandschaften und die starke Zertalung nahe der Fränkischen Saale nehmen die fruchtbaren Lössböden nur etwa die Hälfte der Ackerflächen des Betriebs ein. Um einer Lösung dieser Fragen näher zu kommen, legte Bauer May als engagiertes Mitglied der BTQ im August 2003 einen Feldversuch an. Die Ergebnisse wurden während eines Feldtags am 20. September 2003 zusammen mit einer Vorführung der Bodenbearbeitungs- und Bestellgeräte präsentiert. Damit die Veranstaltung auch bei den konventionell arbeitenden Landwirten der Region Interesse fand, wurde die Mehrzahl der angewandten Verfahren auch zur Aussaat von Winterraps eingesetzt.

Intensive Saatbettbereitung notwendig
Neben der konventionellen Bestellung mit Pflug und einer Kombination aus Kreiselegge und Sämaschine mit Schleppscharen wurden unterschiedliche Verfahren mit reduziertem Bodenbearbeitungsaufwand geprüft (Tabelle 1). Der sogenannte "Air-Seeder" der Firma Horsch als Direktsägerät mit an Grubberzinken erinnernden Säwerkzeugen war dabei die Variante mit der geringsten Eingriffsintensität. Bei der Rapsbestellung wurde zusätzlich auch der "Stoppelhobel" der Firma Zobel, ein weiterentwickelter Schälpflug für den Einsatz auf schweren Böden, getestet. Als vorbereitende Maßnahme erfolgte auf der gesamten Fläche ein Bearbeitungsgang mit der Spatenrollegge. Als Zwischenfrucht wurden 30 kg/ha eines vielfältigen Gemenges mit Alexandrinerklee, Wicken und Buchweizen als Hauptbestandteilen ausgesät. Vom Winterraps wurden 4 kg/ha ausgebracht. Als Richtwerte für eine ausreichende Bestandesdichte werden 120 Pflanzen/m2 für das Zwischenfruchtgemenge sowie 60 Pflanzen/m2 für den Winterraps angestrebt.


Tabelle 1: Bestandesdichten (Pflanzen/m2) eines Zwischenfruchtgemenges sowie von Winterraps nach unterschiedlichen Bodenbearbeitungs- und Bestellverfahren

Verfahren

Zwischenfrucht-gemenge

Winterraps

Pflug + Kreiselegge/Schleppschar

144

75

Grubber + Direktsamaschine

136

44

Schichtengrubber + Kreiselegge/Scheibenschar

132

53

Direktsämaschine "Air-Seeder" 

98

33

"Stoppelhobel" + Spatenrollegge +Kreiselegge/Schleppschar 

-

28

"Stoppelhobel" + Spatenrollegge + Direktsämaschine 

-

<20*

* aufgrund des sehr ungleichmäßigen Bestandes ergaben sich starke Schwankungen je nach Lage der Auszählungsflächen


Der Vergleich der Bestandesdichten (sieben Wochen nach Aussaat; Tabelle 1) des Zwischenfruchtgemenges zeigt, dass die aufwändige Bodenbearbeitung mit dem Pflug keinen Vorteil brachte. Mit dem "Air-Seeder" konnte ein nur eingeschränkt zufrieden stellender Pflanzenbestand begründet werden. Unter den gegebenen Bedingungen muss dafür als Ursache die sehr geringe Bearbeitungsintensität angenommen werden. Eine starke Keimhemmung durch Abbauprodukte der Vorfruchtreste erschien bei der starken Trockenheit als nicht wahrscheinlich, zumal bei dieser Saattechnik die Samenkörner deutlich weniger häufig direkt in Kontakt mit dem verrottenden Stroh kommen als bei der Saat mit Scheibenscharen. Der Winterraps zeigte sich gegenüber einer verminderten Bearbeitungsintensität deutlich empfindlich. So waren nur Verfahren mit einer ausreichend intensiven Saatbettbereitung in der Lage, gute Ergebnisse zu liefern. Eine vorherige Bodenbearbeitung mit dem Pflug sorgte mit 75 Pflanzen/m2 für die höchste Bestandesdichte. Allerdings waren auf einem Teil der Parzellen auch die wechselnden Bodenverhältnisse für den Aufgang des Rapses entscheidend. So konnte er auf der Parzelle "Stoppelhobel + Direktsämaschine" im konvex gewölbten Hangbereich des Ackers bei stark tonigem Oberboden überhaupt nicht aufgehen. Im kaum von Bodenerosion betroffenen gestreckten Hangbereich mit schluffig-lehmigem Oberboden wurde dagegen mit demselben Verfahren noch ein halbwegs befriedigender Bestand begründet.


Bei der Auswahl der Verfahren sind natürlich auch Zeitaufwand. sowie Zugkraftbedarf und Energieverbrauch zu beachten. Als Arbeitszeitbedarf lassen sich für das Verfahren mit Pflugeinsatz etwa 2,4 Stunden je Hektar ansetzen. Mit dem Schichtengrubber benötigt man 1,2 und bei Direktsaat lediglich 0,7 Stunden. Der tatsächliche Aufwand ist bei Bodenbearbeitungsverfahren natürlich von den Bedingungen vor Ort wie Bodenart, Bodenfeuchte und Arbeitstiefe abhängig. Ein unterschiedlicher Zugkraftbedarf kann sich bei Grubbern aber auch aus der Bauweise, z. B. der Form und Anordnung der Schare ergeben (Höner 2004).


Abbildung 1: Gerätevorstellung: Dietmar May bei der Vorstellung des "Stoppelhobels".

Foto: M. Weiß




Einordnung in die Gesamtstrategie

Eine gelungene Gründüngung ist jedoch nur ein Element eines funktionierenden Bodenbewirtschaftungssystems. Ein gekonnter Umbruch des Bestandes und eine geeignete Saatbettbereitung für die Folgefrucht sind zusätzlich nötig, damit die Vorfruchtwirkung der Zwischenfrucht in einen guten Ertrag des nächsten Anbaujahrs umgesetzt werden kann. Hier verwendet Bauer May zur Zeit einen Pflugschargrubber und die Scheibenegge. Als Termin sind dafür z. B. schneefreie Januartage mit leichtem Frost geeignet, um etwa die Bestellung der Zuckerrüben vorzubereiten. Den Pflugeinsatz hat der Landwirtschaftsmeister auf Flächen mit Schnecken-, Wühlmaus-, oder Ungrasproblemen eingeschränkt. Er hält dabei eine Arbeitstiefe von 16 bis 18 cm für ausreichend. Bei der pfluglosen Grundbodenbearbeitung lockert er meist nur 10 cm tief. Nur zu Möhren und Kartoffeln steigt die Lockerungstiefe auf 20 cm. Gerade die problematischen Tonböden reagieren auf eine mehrstufige Kultivierung der Oberfläche mit einer verbesserten Bodengare. Zusätzlich werden die Regenwürmer durch die Bodenbearbeitung im Hochsommer oder im Winter nicht in ihrer Aktivität gestört. Wesentlich beeinflusst wurde Dietmar May durch Josef Braun aus Freising. Dessen Bewirtschaftungsmethode ist gezielt auf die Förderung der Regenwürmer u. a. durch eine sehr flache Bodenbearbeitung ausgerichtet (Braun 2002). Ein Vergleich der Standorts- und Betriebsverhältnisse zeigt jedoch, dass eine einfache Übernahme von Bodenbearbeitungsmaßnahmen nicht zum Erfolg führen konnte. J. Braun hat in Freising einen Betrieb mit Milchviehhaltung in der Isaraue. Bei 800 mm Niederschlägen im Jahr kann hier von mäßig feuchten Bedingungen für das Pflanzenwachstum und ausreichenden Regenfällen im Hochsommer ausgegangen werden (Wittmann 1991). Im Grabfeld dagegen herrschen trockene Verhältnisse vor und die Böden bieten z. T. wesentlich schlechtere Voraussetzungen für eine hohe Regenwurmaktivität. Die biologische Bodenbearbeitung muss hier stärker durch gezielte mechanische Maßnahmen unterstützt werden. Dietmar May hat sich auf die Suche nach einer Lösung der in der Region bestehenden ackerbaulichen Probleme gemacht


Michael Weiß, Gesellschaft für Boden, Technik und Qualität (BTQ)



Literatur

Braun, J. (2002): Vom richtigen Umgang mit dem Boden. bioland H. 2, S. 6-8.

Höner, G. (2004): Stoppelbearbeitung mit Zinken oder Scheiben? top agrar H. 3, S. 96-105.

Schmidt, H. (2004): Viehlose Öko-Betriebe aus Sicht der Beratung. Ökologie & Landbau Heft 129, S. 38-40.

Wittmann, 0. (1991): Standortkundliche Landschaftsgliederung von Bayern. Übersichtskarte 1 : 1 000 000. GLA Fachberichte 5, S. 5-49